Mit dem Magdeburger Domchor die Karwoche beginnen

Am Palmsonntag, 25. März 2018, beginnt der Domchor die Heilige Woche mit einem Konzert im Remter um 17 Uhr.

Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ ist die Passionsmotette, die keine ist. Im Lied von Johann Franck, geschrieben 1653, das dem Werk zu Grunde liegt, ist das zentrale Thema zwar die Liebe Gottes zu dem Menschen – eben die Liebe, die sich in Menschwerdung Christi und in seinem Kreuzestod äußerte – aber auf das Leid Christi geht der Text nicht ein. Die Verbindung des Werkes mit der Passionszeit liegt daran, dass Francks Lied seit Jahrzehnten Wochenlied des Sonntags „Laetare“ – Freuet euch! – gewesen ist. Eher hat der Dichter den leidenden (und sterbenden) Menschen im Blick, der Mensch, der sich in Christo geborgen weiß. Wie dem auch sei – Bachs  Motette aus der Zeit um 1720 (die Überlieferung, sie sei für die Trauerfeier für die Frau des Leipziger Postmeisters 1723, ist nicht zu bestätigen) ist ein bewegendes, mal erschütterndes Werk, das in höchstemotionaler Musik die Seligkeit der Erlösten und die Bitterkeit des Verdammnisses gegenüberstellt.

Das zweite Werk des Nachmittages ist eine Komposition, die der englischen Chortradition entspringt – jedoch bei Bach verwurzelt ist. Sie ist annähernd 150 Jahre alt und der tiefsten Romantik verpflichtet – erklingt aber hier höchstwahrscheinlich zum ersten Mal. John Stainers „Meditation über das Leiden unseres Heilands Jesus Christus“ „The Crucifixion“ wurde 1887 geschrieben und uraufgeführt, und greift formal absolut auf die barocke Passionstradition zurück; Rezitative mit biblischem Text sind zu finden, Arien mit freien Texten, Chorstücke frei und biblisch und auch Choräle, bei denen die Mitwirkung der Gemeinde vorgesehen war, die aber neu komponiert wurden, nicht „aus dem Bestand“ kamen. Allein in der Kürze des Werkes und in der Instrumentierung – Orgel statt Orchester – erkennt man, dass es Absicht des Komponisten war, ein Werk zu schaffen, das in der Reichweite eines normalen Gemeindechores sei. John Stainer, zu seiner Zeit eines der anerkanntesten Musiker Englands, Organist an St Paul’s Cathedral, Professor und vieles mehr, schätzte seine eigenen Musik als „mostly rubbish“ ein, weitestgehend Müll, und Bach war er gewiss nicht. „The Crucifixion“ ist aber ein bewegendes Werk voller melodischer Schönheit und mal überraschender und farbiger Harmonie – eine Entdeckung, die sich lohnt.

Mitwirkende: Magdeburger Domchor / Ltg Barry Jordan; Niek van den Dool, Tenor, Robert Lehmann, Bass; Moritz Backhaus, Orgel; Alexander Koderisch, Cello.

Karten: nur Abendkasse. € 12, erm. € 9, Studenten und Schüler € 5. Weitere Ermäßigungen mit der SparkassenCard

Ein schöner Abend mit Domchormusik & interessantem Vortrag & guten Gesprächen

Welch ein gelungener Auftakt auf dem Weg zu unserem 200. jährigen Domchorjubiläum im nächsten Jahr 2019, bei der gemeinsamen Veranstaltung der Dommusik und der Magdebrgischen Gesellschaft am vergangenen Donnerstag.

Ein sehr gut gefüllter Remter ließ großes Interesse bei den Magdeburgerinnen und Magdeburgern spüren, die bei den unterhaltsamen und interessanten Ausführungen von Martin Groß sowie wunderbaren Domchorklängen gänzlich die Möglichkeit hatten die Tradition des Chores zu erleben.

Bei einem anschließenden Weinempfang in der Sacristei konnten auch viele ehemalige Domchormitglieder untereinander ins Gespräch kommen und auf die Zukunft des Chores anstoßen.

Als dauerhafte Lektüre ist ein Heftchen rund um die wechselvolle Geschichte des Domchores entstanden, dass gerne unter isabel.toenniges@magdeburgerdommusik.de abgefragt werden kann.

Wir bedanken uns noch einmal herzlich bei Frau Dr. Hess und Martin Groß für die Erstellung der Domchorbroschüre und des Vortrages und bei der Magdeburgischen Gesellschaft, die diesen Abend ermöglichte.