200 jähriges Jubiläum des Domchores mit großem Festkonzert am 06. Januar

Natürlich ist im Dom zu Magdeburg seit seiner Erbauung stets gesungen worden; durch Reformation, Kriegswirren, Pest und Katastrophe verstimmte der Gesang nie. Einmal wurde er aber unterbrochen für einige Jahre: als Napoleons Truppen die Stadt besetzte und der Dom profanisiert wurde. Durch die Beziehungen des örtlichen Gesangslehrers Joachim Wachsmann zu Carl Friedrich Zelter und die Mitwirkung des ehemaligen Domschülers Wilhelm Anton von Klewitz,  der 1817 Preußischer Finanzminister wurde, gelang es ihm, per königlichen Beschluss des Preußenkönigs Wilhelm III den Domchor neu zu gründen und sogar per Kabinettsorder eine finanzielle Sicherung zu gewährleisten.

Der Magdeburger Domchor singt nun ununterbrochen seit 200 Jahren zu Ehre Gottes und Ergötzung der Menschen.

Mit einem festlichen Gottesdienst am Sonntag Epiphanias, 6. Januar 2019, 10 Uhr,  mit Musik von Francis Poulenc und Johann Sebastian Bach und und einem Festkonzert um 18 Uhr des gleichen Tages wird dieses Jubiläum feierlich begangen.

Im Konzert erklingen zwei Werke: Johan Adolf Hasses „Te Deum in D“ und die Messe in B, „Harmoniemesse“ genannt, von Joseph Haydn.

Hasse, 1699 in Bergedorf bei Hamburg, machte zunächst Karriere als Sänger in Italien, wo man ihn „Il divino Sassone“ nannte. Parallel zu seinem sängerischen Laufbahn komponierte Opern in der Gattung der Opera seria, und zwar mit überwältigem Erfolg – über 40 davon sollten es am Ende geben. 1731 trat er in der Uraufführung seiner Oper Cleofide in Dresden auf (unter den Zuhörern war Johann Sebastian Bach), woraufhin August der Starke ihn gleich als Hofkapellmeister engagierte. Er blieb in Dresden bis 1760, als sein Wohnhaus beim Kanonenbeschuss der Stadt während des Siebenjährigen Krieges zerstört wurde; die nächsten Jahre verbrachte er in Wien, wo er unter anderem Musiklehrer von Marie Antoinette war (er war ja Lieblingskomponist Maria Theresias). Nach Ende des Krieges kehrte er nach Dresden zurück; kurz darauf starb August III. Dessen Nachfolger Friedrich Christian sah sich gezwungen, die Hofmusiker zu entlassen, da der Staat finanziell ruiniert war. Hasse übersiedelte im Jahre darauf zunächst nach Wien. wo Maria Theresia vom ihm seine letzte Oper Il Ruggiero beauftragte. Der Geschmack des Publikums war aber nicht mehr nach Oper seria, und das Werk fiel deutlich gegen dem am nächsten Tag aufgeführten Ascanio in Alba  des fünfzehnjährigen Wolfgang Amadeus Mozart im Gunst ab. Von Mozart sagte Hasse, „Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen“.  1773 zog er mit seiner Frau, der berühmten Sängerin Faustina Bordoni, nach Venedig, wo er 1783 starb.  Sein „Te Deum in D“ entstand 1751 und war eigens für die Einweihung der neuen Dresdner Hofkirche geschrieben.

Die Biographie von Joseph Haydn (1732 – 1809) ist viel bekannter und muss hier nicht neu erzählt werden. Schon als Chorknabe an der Kathedrale St. Stefan in Wien war er kompositorisch tätig, und die geistliche Musik spielte eine wichtige wenn nicht zentrale Rolle in seinem Schaffen; er schrieb 14 Messen, die den Zeitraum von 1750 – 1792 umspannen. Die letzten 6 Messen, die „Großen“ wurden alle in den Jahren 1796 – 1802 komponiert, und zwar alle für die Messe zum Namenstag von Maria Hermenegilde, Ehefrau des Esterházy Prince Nikolaus II. Die letzte dieser Serie ist die Harmoniemesse von 1802 – gleichzeitig auch Haydns letzte vollendete Komposition überhaupt, denn danach raubte ihm die immer noch rätselhafte Krankheit, bis heute nicht identifiziert, die Kraft zur Arbeit. Er lebte noch sieben Jahre, von Dienern liebevoll gepflegt, denn er war, sagen Zeitzeugen übereinstimmend, ein überaus liebenswerter Mensch. Zur Zeit seines Todes wurde bekannt gegeben, er sei an „allgemeiner Entkräftung“ gestorben. Nach einem Requiem in der Wiener Schottenkirche wurde er im Hundsturm Friedhof bestattet; kurz danach wurde seinen Kopf von Phrenologen gestohlen, während seiner anderen Überreste 1820 nach Eisenstadt gebracht worden sind. Erst 1954 wurden sie wiedervereinigt in der Eisenstädter Bergkirche, wo auch die sechs letzte Messen uraufgeführt wurden.

Nach der Aufhebung des Instrumentalverbots in der österreichischen Kirchenmusik unter Leopold II suchten Komponisten nach Wege der Erneuerung in der Vertonung der Messe. In der Harmoniemesse legt Haydn ein Werk von sinfonischen Ausmaßen vor. Die Instrumentierung mit der üppigen Bläserbesetzung fällt als erstes natürlich auf; aber es sind die Strukturen des Werkes, zusammen mit den ausgereiften, fast romantisierenden Harmonien, die das Werk zum Vorbild für Beethovens Missa solemnis machen. Bemerkenswert ist die Bereitschaft des betagten und kranken Komponisten, die betretenen Pfade der Messkompositionen seiner eigenen Vergangenheit zu verlassen. Hier ist also das Kyrie kein dreigeteilter Satz, sondern ein einzelnes und massiges Adagio mit langer orchestrale Einleitung. Pointierte Rhythmik und chromatisierte Harmonik gepaart mit farbiger Instrumentierung und mal heftiger Dissonanz verleihen der Bitte um Erbarmen eine beinahe tragische Dringlichkeit. Spürt man hier das Hadern des Leidenden mit dem kommenden Tod? Und am Ende des Werkes, beim strahlenden, lauten „Dona nobis pacem“, hört man dort eine Akzeptanz, ein Vertrauen darauf, dass bald, für ihn, Frieden sein wird?

Die Aufführung leitet Barry Jordan, bekennender Haydn-Verehrer. Zwei der vier Solisten sind im Domchor aufgewachsen und haben Karriere gemacht: Stefanie Fels-Lauer (Sopran) und Dirk Schmidt (Bass). Tenor Niek van den Dool ist zum Ensemble, das er „eine tolle Truppe“ nennt, ein guter Freund geworden; Undine Dreißig von der Oper Magdeburg braucht keine Vorstellung. Als Orchester spielt Märkisch Barock, vertrauter Partner der Dommusik.

Karten gibt es im Vorverkauf zu 20 € (erm. 18 €) / 15 €. Restkarten  an der Abendkasse.
Nutzen Sie bitte den Vorverkauf und helfen Sie uns, nervige Schlangen an der Abendkasse zu vermeiden (im Remter ist ja kein Platz!) 

Hier ein kleiner Abriss der Domchorgeschichte

 Der Magdeburger Domchor mit seiner Singschule besteht aus mehreren Chorgruppen, die einzeln oder zusammen musizieren und großen Wert auf ein generationsübergreifendes Miteinander legen.

Die Geschichte des Chorgesangs im Dom St. Mauritius und Katharina zu Magdeburg geht bereits in das 10. Jahrhundert zurück. Ab dem 13. Jahrhundert wurde im gotischen Dom die Chormusik nach französischem Vorbild gepflegt.

Einige berühmte Besucher, die der Musik lauschten, sind uns überliefert, z.B. Walther von der Vogelweide, Nicolaus von Cusa und Ulrich von Hutten.

Vom frühen 10. Jahrhundert bis in das heutige 21. Jahrhundert erlebten die Dommusik und der Domchor eine wechselvolle Geschichte.

Seit 1994 wird der Domchor nun von Barry Jordan geleitet, welcher zusammen mit seinen Chorsängern und Chorsängerinnen neue musikalische Akzente setzte und zahlreiche erfolgreiche Konzerte leitete, sowie Konzertreisen in viele Länder der Welt unternahm.

Zur Zeit Henkings machte der Domchor erstmalig AuslandsKonzertreisen, die ihn nach                  Dänemark und Finnland und in andere Teile Deutschlands führten.  Die Auslandsreisetätigkeit setzte sich bis auf die DDR-Zeit bis heute fort und erreichte vor allem mit seinen anspruchsvollen A-Cappella-Programmen

Ganz-Deutschland, Israel, Frankreich, England, Italien, Tschechien und Österreich. Die                  großen Chor- und Orchesterwerke wurden in Magdeburg aufgeführt.

Seit 1947 führte der Magdeburger Domchor erfolgreich die großen Kantaten und                Chorwerke mit Orchester von Bach, Telemann, Händel, Haydn, Beethoven,  Mendelssohn, Brahms, Bruckner, Mozart, Schubert, Dvorák, Puccini, Verdi, Strawinsky, Fauré, Duruflé, Chemin-Petit, Britten, Elgar, Janacek, Frank Martín, A. Lloyd Webber u.a. auf. Aber auch bereits im 19. Jhd. erklangen im Dom  Werke wie Haydns Schöpfung und Mendelssohns Elias unter Beteiligung es Domchores. z.T. erfolgte auch die Uraufführung neuer Kompositionen von  Domchorleitern, wie es z. B. der 150. Psalm von Chemin-Petit war, den er zur

1000-jährigen Feier der Errichtung des Domes 1955 komponiert hatte oder auch Barry Jordans große oratorische Komposition von 2009, „Die Eiche im Dom“, die auf Ernst Barlachs berühmtes „Denkmal des Krieges“ im Dom Bezug nimmt.

Das Komponieren eigener Motetten bzw. neuer Sätze für Choräle gehörte von jeher zum Handwerkszeug aller Domchorleiter, auch der in früheren Jahrhunderten. Heute bilden den Chor primär Stimmen von Kindern und Jugendlichen, ein Anteil Erwachsener sowie die Männerstimmen.

Was der Domchor 1819 sang: Wachsmanns Vertonung der Liturgie in einer Kompilation von solchen Stücken.